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 Kompetenzbasierte Unterrichtsentwicklung in den Naturwissenschaften 
 
     Einleitung

Naturwissenschaftliche Fachgruppen haben es im Schulalltag mit den unterschiedlichsten Fragestellungen zu tun. Sie reichen von inhaltlichen Überlegungen zur Unterrichtspraxis in den einzelnen Fächern bis hin zu Fragen von Leistungsmessung und –bewertung, Diagnose und der Ordnung in der Sammlung. Da naturwissenschaftlicher Unterricht zu großen Teilen mit Versuchen, Experimenten und Untersuchungen gestaltet wird – in Demonstration oder als Schülerexperiment – sind diesbezügliche Fragen auch immer Gegenstand von Fachkonferenzen.

Diese traditionellen Themen werden heute überlagert von der Notwendigkeit, Unterricht stärker und betonter als bisher an den zu erwartenden Kompetenzen auszurichten, die Schülerinnen und Schüler im Fachunterricht erwerben sollen. Dazu müssen schuleigene Arbeitspläne oder interne Curricula erstellt werden. Grundlage hierfür sind die nationalen Bildungsstandards und die gültigen Lehr- oder Rahmenpläne. Der Ort dafür ist die Fachgruppe oder Fachkonferenz (im Weiteren in der Regel synonym verwandt). Ihr kommt die Verantwortung zu. Sie muss dafür Zeit und Raum haben und diese Aufgabe annehmen.

In dieser komplexen Situation sollen die vorgelegten Materialien eine Unterstützung bieten. Sie sind als Instrumente, als Werkzeuge für die Fachkonferenzarbeit konzipiert. Als solche können sie nicht für jeden Zweck gleichermaßen geeignet sein. Ganz ähnlich wie es Dübel, Schrauben und Nägel für die unterschiedlichsten Anwendungen gibt, sollen auch die Materialien für bestimmte Aufgaben und Fragestellung eine konstruktive Unterstützung bieten. Sie sind dabei niemals Selbstzweck und werden im Idealfall der konkreten Situation angepasst.

Wir haben uns dafür entschieden, zunächst für fünf immer wiederkehrende Fragestellungen Hilfsmittel bereit zu stellen. Diese Anlässe für die Arbeit der Fachgruppen sind:

Aufgaben Mit welchen Aufgaben arbeiten wir im Unterricht? Unterscheiden wir zwischen Aufgaben zum Lernen und Aufgaben zur Leistungsmessung? Wie können wir Aufgaben stärker öffnen? Welche Kompetenzen erfassen wir mit unseren Aufgaben? Welche sollten wir erfassen? usw.
Diagnose Was wissen wir über den Lernzustand unserer Schüler? Wie können wir mehr darüber erfahren, wo unsre Schüler stehen? Wie erfahren wir, ob unser Unterricht die gewünschten Erfolge bringt? Wie gehen wir mit Individualität um? Wie fördern wir in unserem Fach? Was sagen uns die Vergleichsarbeiten für unsere Praxis? usw.
Experiment Welche Rolle spielen Experimente in unserem Unterricht? Welche Kompetenzen werden beim Experimentieren gefördert, welche nicht? Was sagen die Bildungsstandards dazu aus? Refl ektieren wir das Experimentieren auch als klassische Methode der Erkenntnisgewinnung? usw.
Kontexte Wollen wir stärker in Kontexten unterrichten? Was spricht dafür und wo könnte es Probleme geben? Wie können wir in einem kontextorientierten Unterricht systematischen Aufbau von Wissen gewährleisten? Was hat das mit Kompetenzentwicklung zu tun? usw.
Planung Haben wir auch Kompetenzentwicklung über die Jahrgangsstufen hinweg im Blick? Wie können wir ein Thema/eine Unterrichtseinheit kompetenzorientiert planen? Wie brechen wir die Kompetenzen aus den Bildungsstandards auf das konkrete Thema in der 5. Klasse herunter? usw.

Zu jedem dieser Anlässe legen wir zunächst eine von uns so genannte "Planungslandkarte" vor. Sie führt immer von einer öffnenden Fragestellung zu einer Refl exion/Erhebung des Ist-Zustandes. Auf der Basis einer Verständigung über die gemeinsamen Grundlagen/Traditionen werden mögliche weiterführende Entwicklungen in den Blick genommen und die Bezüge zu den Bildungsstandards hergestellt. Gerade auch für die Fachkonferenzleitung oder externe Beratungskräfte kann eine solche Planungslandkarte Orientierung geben, wenn es darum geht eine Fachkonferenz vorzubereiten oder unterstützend zu begleiten. Dabei müssen selbstverständlich nicht alle Fragen aufgegriffen werden. Die in den Planungslandkarten formulierten Fragen sollen vielmehr anregend für die Planung sein und die Komplexität einer Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Anlass deutlich machen.

Darüber hinaus dienen sie auch der Gliederung und der Ablage der Materialien. In der Online-Version gelangt man über diese Fragen jeweils auf die bereitgestellten und kommentierten Materialien. Die Materialien selbst sind sehr vielfältig und in der Praxis der Lehrerfortbildung erprobt. Häufig bieten sie ein strukturiertes Vorgehen an, etwa bei der Kompetenzmatrix. Solche strukturierenden Hilfen erleichtern die Diskussion, in dem sie eine komplexe Situation in überschaubare Teile gliedern. Dabei darf jedoch nie vergessen werden, dass am Ende aller Überlegungen wieder der Unterricht, die lernenden Schüler als Ganzes stehen.

In diesem Sinne sollen alle Materialien die Fachkonferenzen auf dem Weg zu einem von der ganzen Gruppe gemeinsam entwickelten, verantworteten und immer wieder evaluierten kompetenzbasierten Unterricht begleiten. Die Fachgruppen müssen diese Wege selber gehen, die Materialien können jedoch Orientierung und die Sicht auf die Ziele frei geben, die verschiedenen Pfade ebnen, vom Geröll befreien und immer wieder auch den Blick auf das bereits Erreichte lenken.

 
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     Arbeiten mit Planungslandkarten
   

Die Planungslandkarte soll den Beraterinnen und Beratern für Unterrichtsentwicklung zur Vorbereitung einer Fachgruppensitzung dienen. Sie schließt direkt an die Entwicklungsspirale für Fachkonferenzarbeit an und strukturiert die konkrete Arbeit mit den fachspezifischen Anlässen und Fragestellungen. Dabei werden für die Anlässe jeweils spezifi sche Planungslandkarten vorgestellt, die jedoch stets die gleiche Grundstruktur aufweisen.

Drei Planungsstränge Breite – Tiefe – Höhe
In der "Breite" wird die gesamte Vielfalt an Kompetenzen, die sich in einem Kontext entwickeln lassen, in den Blick genommen, während es in der "Tiefe" um die Entwicklung ausgewählter Kompetenzen über die Jahrgangsstufen hinweggeht. Im konkreten Beispiel wird hier thematisiert, wie sich die betrachtete Kompetenz auf dem roten Faden der zeitlichen Entwicklung einordnet. Schließlich geht es bei der "Höhe" um die Differenzierung in den Anforderungsbereichen und um Hilfestellungen für die Binnendifferenzierung und die individuelle Förderung.

Öffnende Frage
Sie dient dem Einstieg in die Fachkonferenzarbeit. Über die öffnende Frage kommen die Mitglieder der Fachgruppe ins Gespräch. Eine Frage wie: "Was können Kontexte im Unterricht leisten?" führt zu notwendigen Klärungen und gibt einen ersten Einblick in bestehende Arbeitsstände und Konventionen. Zur methodischen Gestaltung und Unterstützung werden einzelne strukturierte Arbeitshilfen vorgelegt und einführende Texte bereitgestellt.

Istzustand
Bevor die Fachgruppe in die konzeptionelle Arbeit einsteigt, ist es erforderlich den gegenwärtigen Arbeitsstand aufzugreifen. Nur darauf aufbauend, verändernd und weiterentwickelnd kann die Fachgruppe zu neuen Konzepten kommen. Der bewusste Blick auf die vorhandenen Traditionen, Stärken und Erfahrungen schafft die Grundlage für kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung.

Entwicklung
Durch leitende Fragestellungen wie "Wie lässt sich die Arbeit mit dem Kontext so erweitern, dass weitere/andere Kompetenzen angesprochen werden?" wird Unterrichtsentwicklung konkret zum Thema. Hier geht es um geeignete Methoden und Verfahren mit denen eine Fachgruppe sich auf gemeinsame Entwicklungsvorhaben verständigt.

Bezug zu den Bildungsstandards
In der abschließenden Phase wird der direkte Bezug zu den Bildungsstandards hergestellt. D. h. es wird notwendig abzugleichen, ob bei den bisherigen Planungen die Vorgaben der Bildungsstandards adäquat umgesetzt worden sind. Es ist jedoch auch denkbar, dass die Fachgruppenarbeit von den Bildungsstandards ausgeht. Die Planungslandkarte weist aus diesem Grunde Doppelpfeile aus.

Methodisches Vorgehen
Die Beraterinnen und Berater für Unterrichtsentwicklung nutzen die Planungslandkarte als Hilfe zur Vorbereitung von Fachgruppensitzungen. Die Wege, die diese "Landkarte" beschreibt, sind vielfältig. Es ist nicht notwendig, alle Wege zu gehen oder bestimmte Pfade zu nutzen. Allerdings werden durch die beschriebenen, immer wiederkehrenden Strukturen, Zusammenhänge besser deutlich. Darüber hinaus liefert die Planungslandkarte den Hintergrund und die Ordnungsstruktur für die vorgestellten Materialien, die die Beraterinnen und Berater direkt für die Arbeit der Fachgruppe nutzen können. Die Arbeitshilfen sind in der Regel so gestaltet, dass sie leicht veränderbar sind und so für die jeweilige Situation adaptiert werden können.

 
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